| Nachhaltigkeit

Promarca Mitglieder unterstützen die Ziele des Bundes

Portrait Martin Fenböck

Promarca Mitglieder sind sich Ihrer Verantwortung bewusst und unterstützen die 17 Nachhaltigkeitsziele des Bundes. Zudem verfolgen sie unzählige Bestrebungen, um die Welt nachhaltig zu gestalten und zu ihr Sorge zu tragen. Einmal im Jahr führt der Verband eine Nachhaltigkeitsumfrage unter seinen 104 Mitgliedern durch. In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos wurde die Umfrage analysiert und mit einer Konsumentenumfrage ergänzt. Promarca im Gespräch mit Martin Fenböck, Senior Client Director & Regional Division Leader von Ipsos, zu den wichtigsten Erkenntnissen der Analyse.

 

Bereits das zweite Jahr haben Sie die Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstudie für Promarca analysiert. Was sind Ihre Erkenntnisse und wo sehen Sie die grössten Veränderungen?

Auch wenn in der aktuelle Nachrichtenlage Themen wie der Ukraine Krieg und Inflation dominieren, wird Nachhaltigkeit weiterhin als wichtiges Thema in der Schweizer Bevölkerung wahrgenommen. Die Bekämpfung des Klimawandels wird von der Schweizer Bevölkerung als gemeinsame Aufgabe von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Regierung betrachtet. Auch die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten möchten durch Massnahmen wie Recycling, der Vermeidung des Kaufes von (zu vielen) neuen Produkten, bzw. von Produkten mit zu viel Verpackung, usw. zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Sie reklamieren aber auch oft, bereits alles in ihrer Macht Stehende zu tun.

Die meisten Schweizerinnen und Schweizer stimmen zu, dass der Kampf gegen den Klimawandel wichtig ist. Einige Massnahmen polarisieren jedoch: Ein Teil der Bevölkerung gibt an, künftig ihre Verhaltensweise ändern zu wollen, wie etwa weniger Milchprodukte und/oder Fleisch zu konsumieren, weniger zu fliegen oder gelegentlich mit dem Zug oder Bus zu reisen, andere dagegen wollen diesbezüglich nichts ändern.

Bei einem Teil der Schweizer Bevölkerung herrscht eine gewisse Skepsis gegenüber dem Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel in den nächsten 10 Jahren. Zudem geben nur etwas mehr als vier von zehn Schweizerinnen und Schweizer an, dass der Bund einen klaren Plan hat wie der Klimawandel bekämpft werden kann. Nur wenige kennen bspw. die Ergebnisse einer Konferenz wie COP26 und sehen eine positive Auswirkung der COP26 auf die Zukunft.

 

Promarca Mitglieder unterstützen die Ziele des Bundes und ergreifen konkrete Massnahmen für eine nachhaltige Zukunft. Was kann die Markenartikelindustrie von dieser Studie mitnehmen?

Die Studie kann als Referenz dafür dienen, in welchen Bereichen noch mehr möglich ist, wie etwa ein stärkerer Einsatz erneuerbarer oder wiederverwerteter Materialien für die Verpackung oder der Ausbau internationaler Zusammenarbeit über Innovationsplattformen. In gewissem Umfang bietet die Studie also die Möglichkeit, die eigenen Massnahmen, mit jenen ander Mitglieder zu vergleichen. Gleichzeitig zeigt die Studie, Herausfordungen bei der Kommunikation an den Schweizer Kunden (Say Do Gap, Glaubwürdigkeit von Massnahmen, etc.) und der Vermarktung von nachhaltigen Produkten, auf.

 

Welche Massnahmen ergreifen Promarca Mitglieder, um die Ziele des Bundes zu erreichen?

Promarca Mitglieder ergreifen konkrete Massnahmen für die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Diese Massnahmen betreffen die gesamte Wertschöpfungskette – von der Verpackungsentwicklung, über die Produktion, Rohmaterialbeschaffung, Abfallentsorgung und Logistik bis hin zur Produktentwicklung.

Zudem werden in verschiedensten Bereichen der s.g. SDG Goals (17 Ziele für nachhaltige Entwicklung) innerhalb und aussserhalb der Schweiz Massnahmen durch die Promarca Mitglieder ergriffen. Am häufigsten werden hier Massnahmen zum Klimaschutz, zur Geschlechtergleichstellung und zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster, hervorgehoben.

 

Gemäss Ihren Auswertungen halten 33% der Schweizer Bevölkerung es für unwahrscheinlich, dass die Schweiz in den nächsten 10 Jahren signifikante Fortschritte bei der Reduzierung des Klimawandels erzielt. Zudem geben nur etwas mehr als vier von zehn Schweizerinnen und Schweizern an, dass der Bund einen klaren Plan zur Bekämpfung des Klimawandels verfolgt. Weswegen herrscht in der Schweiz diesbezüglich eine gewisse Skepsis?

Gegenüber möglichen Fortschritten in diesem Bereich in anderen Ländern sind die Schweizer sogar noch skeptischer eingestellt. Aus der Studie heraus, kann Ihre Frage nicht direkt beantwortet werden, ich möchte aber drei Themen hervorheben, die ich als wichtig erachte: die oftmals lange Dauer bis Verbesserungen im Bereich Nachhaltigkeit wahrnehmbar werden, die Komplexität des Themas an sich und die Häufigkeit der Kommunikation.

Massnahmen zur Nachhaltigkeit und zur Bekämpfung des Klimwandels brauchen in manchen Bereichen eine lange Vorlaufzeit und die Erfolge sind für die Bevölkerung nicht gleich sichtbar. Zudem gibt es eine Vielzahl an Massnahmenpaketen, Konferenzen und Kommunikation zu diesem Thema. Dies wird der Bedeutung gerecht, es ist aber auch herausfordernd für den einzelnen zu erkennen wie gut oder weniger gut wir als Gesellschaft unterwegs sind. Gleichzeitig befinden wir uns 2022 in einem Umfeld von vielen anderen relevanten Themen wie dem Ukraine Krieg und der Inflation.

 

Konnten Sie diese Skepsis auch in anderen europäischen Ländern wahrnehmen?

Ja, das ist durchaus auch in den meisten anderen Ländern (bspw. Frankreich, Deutschland und Italien) zu erkennen, sowohl was die Einschätzung des Fortschritts im eigenen Land betrifft, als auch jenen Fortschritt, der für andere Ländern erwartet wird.

 

Ein Grossteil der Schweizerinnen und Schweizer geben an, dass der Kampf gegen den Klimawandel wichtig ist. Jedoch polarisieren einige Massnahmen: So zeigt die Studie, dass ein Teil der Bevölkerung ihre Verhaltensweise ändern will (z.B. Reduktion des Milch- oder Fleischkonsums oder weniger Flugreisen), andere wiederum wollen ihre Verhaltensweise nicht ändern. Welche Auswirkungen hat dieser Gap für die Markenartikelindustrie?

Polarisierung bedeutet auch auf der positiven Seite, dass es in der Schweiz einen wachsenden Markt und eine Zielgruppe für nachhaltige Produkte gibt. Um mit einem nachhaltigen Produkt Erfolg zu haben, müssen verschiedene Faktoren zutreffen: Der Aspekt der Nachhaltigkeit muss auf dem Produkt ersichtlich sein und am Regal wahrgenommen werden. Das Nutzenversprechen muss vom Kunden verstanden werden (was macht es zu einem besseren, nachhaltigeren Produkt?). Des weiteren spielt auch der Bereich Glaubwürdigkeit eine Rolle, daher wird der Marke zugetraut dieses Nutzenversprechen zu erfüllen. In einigen Segmenten wird Nachhaltigkeit mehr und mehr zum «must-have» und «Hygienefaktor», während in anderen Bereichen Nachhaltigkeit die Möglichkeit zu Differenzierung bietet. Marktforschung kann dabei helfen der Markenartikelindustrie mehr Enscheidungssicherheit zu bieten.

 

Wie können Bund und Hersteller die Konsumentinnen und Konsumenten überzeugen, dass gewisse Massnahmen einen positiven Einfluss auf die Klimabilanz haben?

Um mittel- bis langfristig die Ziele zu erreichen, ist es wichtig auf positive Kommunikation zu setzen und das grosse gesellschaftliche Ziel auf viele kleine Teilziele herunterzubrechen. Das bietet auch die Möglichkeit Etappenerfolge hervorzuheben und zu zelebrieren: bspw. aufzuzeigen was alles im letzten Jahr in der Schweiz, aber auch in einem Kanton, bzw. einer Gemeinde, durch gemeinsame Anstrengung erreicht wurde. Die Schweizer Bevölkerung ist stolz auf die Innovationskraft des Landes, durchaus auch bei Bauprojekten wie dem Gotthard Tunnel, die sehr langfristig ausgelegt sind. Die technische (Meister-)Leistung kann auch im Bereich Nachhaltigkeit hervorgehoben werden und neben der Emotion (Stolz auf das eigene Land und die eigenen Ergebnisse), auch eine Verknüpfung des Themas zur Wirtschaft schaffen. Neben den grossen Projekten und den Unternehmen, ist es von Bedeutung den einzelnen Menschen dort abzuholen, wo er sich befindet und dabei zu helfen Gutes zu tun. Dies kann bspw. durch eine stärkere Transparenz erfolgen (Handlung A hat diesen oder jenen Nutzen, Produkt X wurde mit weniger Energieverbrauch produziert wie Produkt Y).

 

Unter PDF finden Sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

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