Stellungnahme zur Revision der Vertikalbekanntmachung (VertBek)

Als Vertreter von 105 Markenunternehmen, die Markenprodukte auf dem Schweizer Markt hauptsächlich über Dritte (Detailhandel) verkaufen, sind die Mitglieder von Promarca von der kartellrechtlichen Regelung von Vertriebsverträgen besonders betroffen. Wir freuen uns daher, Ihnen unsere Überlegungen zu unterbreiten.

Bevor wir zu den Änderungen des Vernehmlassungsentwurfs Stellung beziehen, möchten wir Sie noch auf folgende zwei grundsätzliche Punkte aufmerksam machen:

Besserer Schutz der Marke als Treiber von Innovation und Wettbewerb

Markenprodukte sind unbestrittenermassen Treiber von Innovation und Wettbewerb. Die Akteure in vielen Märkten orientieren sich an diesen Produkten. So belebt die Entwicklung neuer Markenprodukte die betreffenden Märkte und bringt die anderen Hersteller dazu, ihrerseits neue Produkte auf den Markt zu bringen (7244 neue Produkte wurden im letzten Jahr von Promarca Mitglieder auf dem Schweizer Markt lanciert). Dieser wichtigen Wettbewerbsfunktion von Markenartikeln ist daher auch bei der Beurteilung von Vertikalabreden Rechnung zu tragen. So sind bei der Analyse vertikaler Vereinbarungen die Besonderheiten von Markenartikeln zu berücksichtigen, insbesondere die Notwendigkeit von dauerhaften, langfristigen Investitionen und der Schutz der Markenreputation als wesentliche Elemente, um den Wert einer Marke zu schaffen und zu erhalten. Wir sind daher überrascht, dass im vorliegenden Entwurf keinerlei diesbezügliche Konkretisierungen vorgenommen worden sind. So wäre mindestens zu erwarten gewesen, dass die Artikel 18 Abs. 4 lit. a) und b) VE-VertBek in den Erläuterungen in erwähntem Sinne kommentiert würden. In der aktuellen Fassung fehlen Erläuterungen zu diesen Vorschriften gänzlich, was angesichts der Bedeutung von Artikel 16 VertBek bzw. Artikel 18 des Vorentwurfs nicht verständlich ist. Wir bitten Sie deshalb, die genannten Vorschriften in obgenanntem Sinn zu ergänzen oder zumindest Erläuterungen zu verfassen.

Analoge Geltung der auf Vertikalabreden anwendbaren EU-Vorschriften

Aus Sicht der Markenartikelindustrie ist es sinnvoll, dass in der Schweiz im Bereich Wettbewerbsabreden weiterhin möglichst dieselben Regeln wie in der Europäischen Union zur Anwendung kommen, wie dies in Erw. VI. und VII VE-VertBek erwähnt wird. Es scheint uns sinnvoll, punktuell in der VertBek und den Erläuterungen Formulierungen aus der EU-Vertikal-GVO zu übernehmen oder auf Vorschriften in der EU-Verordnung bzw. Formulierungen in den dazugehörigen Leitlinien zu verweisen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass das Freistellungssystem in der EU vom Rechtfertigungssystem in der Schweiz zu unterscheiden ist und in der EU-GVO auch andere Begriffe verwendet werden (z.B. «Kernbeschränkungen», «nicht freigestellte Beschränkungen» etc.), was zu Verwirrung führen kann.

Die Bekanntmachungen gemäss Artikel 6 Kartellgesetz sollen der Rechtssicherheit dienen und den Unternehmen als Adressaten des Kartellgesetzes wichtige und praktische Anhaltspunkte liefern, wie sie ihr unternehmerisches Verhalten auf dem Markt gestalten sollen. Die Erläuterungen zur VertBek bzw. VE-VertBek sind im Vergleich zu den Leitlinien der EU sehr kurz. Die Integration von Formulierungen aus der Vertikal-GVO bzw. den EU-Vertikalleitlinien oder die (analoge) Verweisung auf das EU-Recht sind zwar, wie erwähnt, im Grundsatz richtig, doch sind diese Einschübe bzw. Verweisungen aufgrund der Terminologie, Systematik/Zusammenhang und der Fülle des EU-Regelwerks für Schweizer Unternehmen nicht immer einfach zu verstehen und manchmal sogar verwirrend. Dies gilt auch für Markenunternehmen, welche ihr Marktverhalten kartellrechtskonform gestalten wollen. Wir bitten Sie daher, die Erläuterungen substanziell zu ergänzen. Diese Bitte betrifft, neben den unten beschriebenen Vorschriften, insbesondere auch Artikel 18 VE-VertBek.

Schliesslich sollte ausdrücklicher klargestellt werden, dass auch im Zusammenhang mit Vorschriften, bei denen keine Formulierungen aus dem EU-Recht kopiert worden sind – vorbehältlich expliziter anderweitiger Regelung in der VertBek – die EU-Vertikal-GVO und die entsprechenden Leitlinien gemäss Erw. VI. und VII. VertBek analog Geltung beanspruchen, was der Rechtssicherheit dienlich wäre.

Es folgen unsere Erläuterungen zu Ihrem Entwurf:

Wir haben festgestellt, dass die Begriffe der neuen vertikal GVO angepasst und Begriffsdefinitionen für Alleinvertriebssysteme und Online-Vermittlungsdienste aufgenommen wurden und unterstützen diese Konkretisierungen.

Zu Artikel 4: Alleinvertriebssysteme

Im Abschnitt II. der Begleitnotiz: «Übersicht der Änderungen gemäss Vernehmlassungsentwurf Vertikalbekanntmachung/VertBek-Erläuterungen» wird festgestellt, dass die Ausführungen in Rz 15 der VertBek-Erläuterungen aufgrund dieser neu eingefügten Definition gestrichen worden seien.

Mit der Verweisung waren wohl die Erläuterungen in Rz 14 VertBek-Erläuterungen gemeint. Auch diese aktuelle Kommentierung ist unklar und es wäre sinnvoll, wenn in den geplanten Erläuterungen die Erklärung zur Kombination Alleinvertrieb/Selektivvertrieb wieder aufgenommen und verständlich formuliert werden könnte. Dies könnte im Rahmen einer Erläuterung zu Artikel 15 lit. b VE-VertBek erfolgen.

Zu Artikel 5: Selektive Vertriebssysteme

Vor allem bei einem selektiven Vertriebssystem ist ein Mindestmass an Informationsaustausch erforderlich, da der Wiederverkäufer sich bereit erklärt, in Ressourcen zu investieren, um die qualitativen Kriterien des Anbieters zu erfüllen. Diese betreffen hauptsächlich die Qualität des Einzelhandelsumfelds und die Kundenerfahrung. Und um die Attraktivität der Markenprodukte zu wahren und den Endkunden ein kohärentes Einzelhandelserlebnis über die verschiedenen Vertriebskanäle und Einzelhändler des Lieferanten zu bieten, schult der Lieferant in der Regel das Einzelhandelspersonal der Wiederverkäufer und gibt alle relevanten und erforderlichen Informationen über das Produkt weiter, um ein hervorragendes Kundenerlebnis (sowohl vor als auch nach dem Kauf) zu gewährleisten.

Wir nutzen die Gelegenheit zu betonen, dass grundsätzlich nicht nur Prestige- und Luxusgüter sowie technisch hochstehende Produkte diese Vertriebsform wählen. Auch Markenunternehmen die im Konsumgüterbereich tätig sind, können ein Interesse haben, diese Vertriebsform zu wählen, um eine Marke aufzubauen oder zur Existenzsicherung der Marke, was bei einer Auslegung zu berücksichtigen wäre.

Aufgrund der unbestrittenen grossen wirtschaftlichen Bedeutung von Selektivvertriebssystemen in der Schweiz und in Europa wäre es angemessen, in den geplanten Erläuterungen die kartellrechtlichen Grenzen des Informationsaustauschs im Zusammenhang mit einem Selektivvertrieb zu spezifizieren.

Europäische Länder haben schon länger die Wichtigkeit dieses Vertriebssystems erkannt und sogar rechtliche Mechanismen eingeführt, um die Verletzung eines selektiven Vertriebsnetzes zu bestrafen: Frankreich hat beispielsweise 1996 Bestimmungen eingeführt, um die direkte oder indirekte Beteiligung an der Verletzung eines selektiven Vertriebsnetzes zu bestrafen (Artikel L.442-2 des französischen Handelsgesetzbuchs).

Zu Artikel 9: Online Vermittlungsdienste

Bei «Online-Vermittlungsdienste» handelt es sich um einen neuen Begriff, der aus der EU-GVO entnommen wurde. Die Definition ist sowohl sehr weit gefasst als auch verwirrend. Es ist unklar, wie sie sich von Online-Marktplätzen oder Anbietern abgrenzen. Dieser Begriff muss in den geplanten Erläuterungen unbedingt besser dargestellt und die Abgrenzung zu anderen Begriffen wie Drittplattform, Marktplätzen etc. erklärt werden.

Zu Artikel 10: Dualer Vertrieb

Beim dualen Vertrieb vertreibt der Anbieter seine Waren sowohl direkt als auch über Händler. Ein Hersteller mit dualem Vertriebssystem strebt grundsätzlich keine wettbewerbswidrige Vereinbarung mit seinen Einzelhändlern an, da er alle Anreize hat, die Entwicklung des Einzelhandelsgeschäfts zu fördern und zu unterstützen und der duale Vertrieb ein Mittel ist zur Ausweitung der Reichweite und der Produktion seiner Produkte. So haben beide Beteiligten ein gemeinsames Interesse daran, so viele Produkte wie möglich zu verkaufen. Es kann daher auch vorkommen, dass bestimmte Informationen ausgetauscht werden müssen, damit die Verbraucher davon profitieren können.

Auch zum dualen Vertrieb werden einfach entsprechende EU-Vorschriften übernommen, wobei die geplanten Erläuterungen zur Interpretation aber keine Hilfe bieten. Es wäre daher angemessen, wenn die VE-VertBek-Erläuterungen diesbezüglich ergänzt werden könnten und vor allem zum in der Praxis zentralen Aspekt des Informationsaustauschs Hinweise geben würden. Im Entwurf wird nicht einmal eine explizite Verweisung zu Rz 96ff. der EU-Vertikalleitlinien gemacht. Selbst wenn aber eine implizite Verweisung aufgrund den Erw. VI. und VII. angenommen werden müsste, wäre eine konzise und verständliche Ergänzung der geplanten Erläuterungen notwendig.

Zu Artikel 12 Abs. 1 lit. a: Preisabrede

Promarca ist überrascht festzustellen, dass – während die EU-Kommission in ihren Leitlinien Hinweise auf Umstände gibt (Rz 185ff.), die zulässig sein können bei Vorliegen einer Preisbindung zweiter Hand – in der Schweiz an der scharfen Praxis festgehalten wird. In den VE-VertBek-Erläuterungen werden zwar auch hier EU-Formulierungen übernommen, aber gerade diese genannten Erleichterungen finden sich nirgends. Auch hier stellt sich dem Adressaten des Kartellgesetzes die Frage, ob diese Ausnahmen bewusst weggelassen werden oder ob diese trotzdem gestützt auf die Erw. VI. und VII. auch in der Schweiz Geltung beanspruchen. In jedem Fall ist auch hier eine Ergänzung der VE-VertBek-Erläuterungen dringend notwendig.

Ähnliches gilt für die Umschreibung des Begriffs Preisempfehlung. In den VE-VertBek-Erläuterungen wird praktisch ausschliesslich auf das Urteil des Bundesgerichts i.S. Pfizer eingegangen. Dieses stellt aber aus unserer Sicht insofern einen Spezialfall dar, als der Abredebegriff aufgrund der in diesem Fall vorgelegenen besonderen Umstände (Befolgungsgrad usw.) als gegeben erachtet und damit eine Preisabrede angenommen wurde. Dies dürfte in den «normalen» Fällen von Preisempfehlungen nicht der Fall sein. Insofern sollte der Fall «Pfizer» an der kartellrechtlichen Beurteilung von klassischen Preisempfehlungen nichts geändert haben. Entsprechend würde man erwarten, dass dies so in den Erläuterungen klargestellt wird. Die geplante Darstellung in der VE-VertBek und VE-VertBek-Erläuterungen schafft aber im Zusammenhang mit einem derart wichtigen Instrument wie der Preisempfehlung noch mehr Unsicherheit und es ist entsprechend auch hier dringend notwendig, dass die geplanten Erläuterungen in diesem Sinne ergänzt werden.

Zu Artikel 12 Abs. 1 lit. b: Absolute Gebietsschutzabrede

Die Aussage am Ende von Ziffer 11 der Erläuterungen und die Fussnote 34 sind nicht nachvollziehbar. Dass Alleinbezugssachverhalte unter Artikel 5 Abs. 4 lit. b Kartellgesetz fallen, dürfte nur in Ausnahmefällen zutreffen. Die entsprechende «Schweizer Praxis» muss in den VE-VertBek-Erläuterungen unbedingt präzise erklärt werden, damit keine Rechtsunsicherheit – auch im Verhältnis zur EU-GVO und den EU-Leitlinien – entsteht.

Zu Artikel 14: Erhebliche Wettbewerbsbeeinträchtigung

In der Teilrevision des Bundesgesetzes über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen wird eine Anpassung des Art. 5 vorgeschlagen, die die Markenartikelindustrie unterstützt. Gerade in Vertriebssystemen mit vorhandenem Interbrand-Wettbewerb kann wohl kaum von einer erheblichen Beeinträchtigung des Wettbewerbs ausgegangen werden und im Falle einer Verneinung der Beseitigung des wirksamen Wettbewerbs kann es nicht sein, dass eine erhebliche per se Beeinträchtigung bejaht wird. Promarca geht davon aus, dass, falls oben genannter Vorschlag vom Parlament angenommen wird, die gültigen VertBek und -Erläuterungen angepasst werden.

Artikel 15: Qualitativ schwerwiegende Wettbewerbsabreden

Auch hier bringen blosse Übernahmen von EU-Formulierungen Unklarheiten. Der Begriff «Direktkundin» oder «Kundin» müsste ebenso geklärt werden (insbesondere auch Abgrenzung zu den Begriffen wie Abnehmerin, Wiederverkäuferin, Endverbraucherin etc.) wie die offenbar bezweckte Möglichkeit, dass Alleinvertriebshändler neu das Aktivverkaufsverbot künftig auch an eine sog. zweite Abnehmerstufe weitergeben darf, was bisher auch in der EU verboten war. Diese Begriffe und Neuerung, welche gerade auch für unsere Verbandsmitglieder von grosser praktischer Bedeutung ist, sollten in den VE-VertBek-Erläuterungen erklärt werden.

Zu Artikel 15 lit. e: Online-Handel

Die Rz 21ff. der VE-VertBek-Erläuterungen sind nur schwer verständlich. Es ist nach wie vor unklar, wann eine Vertragsklausel, welche ausschliesslich den Online-Vertrieb betrifft, eine sanktionierbare Abrede im Sinne von Artikel 5 Abs. 4 Kartellgesetz darstellen kann. Es ist schwer vorstellbar, dass die in Rz 22 genannten Klauseln unter Artikel 5 Abs. 4 Kartellgesetz fallen könnten, ohne dass auch gebietsabschottende Vereinbarungen für den Offline-Vertrieb bestehen.

In den Rz 23ff. werden wiederum Wortlaute aus dem EU-Recht kopiert, ohne dass diese genauer erklärt werden. Aufgrund der bisherigen Praxis in Europa geht Promarca davon aus, dass ein Verbot des Vertriebs von Markenartikeln über Drittplattformen zulässig ist. Aus den grösstenteils kopierten Erläuterungen der EU-Vertikal-Leitlinien wird aber generell nicht klar, wie in der Praxis mit dem Online-Handel umgegangen werden muss, damit der betreffende Hersteller oder Lieferant nicht mit dem Kartellgesetz in Konflikt gerät. Diesbezügliche Ergänzungen mit illustrativen praktischen Beispielen sind daher auch hier dringend notwendig.

Zu Artikel 15 lit. g: Wettbewerbsverbote

Wir stellen fest, dass die EU-Kommission in ihren Vertikalleitlinien (Rz 248) klargestellt hat, dass vertikale Wettbewerbsverbote, die für einen Zeitraum von fünf Jahren abgeschlossen werden und sich stillschweigend über diesen Zeitraum hinaus verlängern, grundsätzlich unproblematisch sind, sofern angemessene Kündigungs- bzw. Neuverhandlungsmöglichkeiten bestehen. Die Markenartikelindustrie fragt sich, warum auf diese Neuerung aus der EU verzichtet wurde. Wir sehen keinen Grund, diese Regelung nicht auch in der Schweiz zu übernehmen. Denn sie wäre sinnvoll für Unternehmen, die ihre Produkte international vertreiben.

Les membres de Promarca soutiennent les objectifs de la Confédération

Les membres de Promarca assument leur responsabilité et soutiennent les 17 objectifs de développement durable de la Confédération. Ils accomplissent en outre d’innombrables efforts pour modeler un monde durable et en prendre soin. Une fois par an, l’association réalise une enquête sur le développement durable auprès de ses 104 membres. En collaboration avec l’institut d’études de marché Ipsos, le sondage a été analysé et complété par un sondage auprès des consommateurs. Promarca s’est entretenue avec Martin Fenböck, Senior Client Director & Regional Division Leader d’Ipsos, au sujet des principaux résultats de l’analyse.

 

Pour Promarca, vous avez analysé pour la deuxième année les résultats de l’étude sur le développement durable. Quelles sont vos conclusions et dans quel domaine constatez-vous les changements les plus importants ?

Bien que les informations actuelles soient dominées par la guerre en Ukraine et l’inflation, le développement durable continue d’être une préoccupation importante pour la population suisse. La population suisse considère la lutte contre le changement climatique comme une mission commune des citoyennes et citoyens, des entreprises et du gouvernement. Les consommatrices et consommateurs suisses souhaitent également contribuer à la lutte contre le changement climatique par des mesures comme le recyclage, la réduction des achats de (trop de) nouveaux produits ou de produits suremballés, etc. Mais ils déclarent aussi souvent faire déjà tout ce qui est en leur pouvoir à cet égard.

La plupart des Suissesses et des Suisses estiment que le combat pour le climat est important. Néanmoins, certaines mesures divisent : une partie de la population indique vouloir changer son comportement à l’avenir, par exemple en consommant moins de produits laitiers et/ou de viande, en prenant moins l’avion ou en voyageant occasionnellement en train ou en bus, tandis qu’une autre ne veut rien changer à ce niveau.

Une partie de la population suisse fait preuve de scepticisme quant au succès de la lutte contre le changement climatique dans les dix prochaines années. En outre, seules environ quatre personnes sur dix pensent que la Confédération dispose d’un plan clair pour lutter contre ce phénomène. Rares sont celles qui connaissent p. ex. les résultats d’une conférence comme la COP26 et voient une répercussion positive de la COP26 pour l’avenir.

 

Les membres de Promarca soutiennent les objectifs de la Confédération et prennent des mesures concrètes en faveur d’un avenir durable. Qu’est-ce que l’industrie des articles de marque peut retenir de cette étude ?

L’étude peut servir de référence pour déterminer dans quels domaines il est possible d’en faire davantage, par exemple de recourir de façon plus soutenue à des matériaux renouvelables ou recyclés pour les emballages, ou de développer la collaboration internationale via les plateformes d’innovation. L’étude permet donc, dans certaines limites, de comparer ses propres mesures avec celles prises par d’autres membres. En même temps, elle éclaire sur les défis en matière de communication avec les clientes et clients suisses (Say Do Gap, crédibilité des mesures, etc.) et sur la commercialisation de produits durables, etc.

 

Quelles mesures les membres de Promarca prennent-ils pour atteindre les objectifs de la Confédération ?

Les membres de Promarca prennent des mesures concrètes permettant d’assurer la durabilité écologique, sociale et économique. Ces mesures concernent l’entier de la chaîne de création de valeur, du développement de l’emballage à celui des produits, en passant par la production, l’approvisionnement en matières premières, l’élimination des déchets et la logistique. En outre, les membres de Promarca prennent des mesures dans les domaines les plus variés des 17 objectifs de développement durable (« ODD ») en Suisse et à l’étranger. Les mesures le plus fréquemment mentionnées ici sont celles de protection du climat, d’égalité entre les sexes et de promotion de comportements de consommation et de produits durables.

 

Selon vos analyses, 33 % de la population suisse estime qu’il est improbable que la Suisse fasse des progrès significatifs dans les dix prochaines années en matière de ralentissement du changement climatique. En outre, seules environ quatre personnes sur dix pensent que la Confédération dispose d’un plan clair pour lutter contre ce phénomène. Pourquoi un tel scepticisme en Suisse ?

Les Suissesses et les Suisses sont même encore plus sceptiques quant aux progrès réalisables dans ce domaine dans d’autres pays. L’étude ne permet pas de répondre directement à votre question, mais j’aimerais mettre en avant trois thèmes qui me semblent importants : le délai souvent long jusqu’à ce que des améliorations dans le domaine de la durabilité deviennent palpables, la complexité du thème et la fréquence de la communication. Les mesures en matière de durabilité et de lutte contre le changement climatique nécessitent une longue phase de mise en place, et les succès ne sont pas visibles tout de suite pour la population. Il existe en outre une multitude de paquets de mesures, de conférences et de communications sur ce thème. Cela est à l’échelle de l’importance du sujet, mais en même temps, il est difficile pour un individu de reconnaître si la société dans son ensemble se trouve sur la bonne voie. En outre, en 2022 d’autres thèmes importants nous préoccupent, comme la guerre en Ukraine et l’inflation.

 

Avez-vous pu constater ce scepticisme aussi dans d’autres pays européens ?

Oui, il est présent dans la plupart des autres pays également (p. ex. en France, Allemagne et Italie), aussi bien en ce qui concerne l’évaluation du progrès au sein du propre pays que le progrès attendu des autres pays.

 

Une grande part des Suissesses et des Suisses estiment que le combat contre le changement climatique est important. Cependant, certaines mesures polarisent tout particulièrement : l’étude montre ainsi qu’une partie de la population entend changer son comportement (p. ex. réduction de la consommation de produits laitiers ou de viande, moins de vols en avion), d’autres personnes en revanche ne souhaitent rien changer à leur comportement. Quelles répercussions ce clivage a-t-il sur l’industrie de l’article de marque ?

Cette polarisation a pour conséquence positive qu’en Suisse, il existe un marché et un public cible grandissants en matière de produits durables. Pour avoir du succès avec un produit durable, différents facteurs doivent être réunis : l’aspect de durabilité doit être visible sur le produit et le rayon. La promesse du bénéfice doit être comprise par la clientèle (pourquoi ce produit est-il meilleur et plus écologique ?) En outre, la crédibilité joue aussi un rôle : elle permet de croire qu’une marque peut remplir sa promesse d’utilité. Dans certains segments, la durabilité devient de plus en plus un « must-have » et un « facteur d’hygiène », tandis que dans d’autres, elle permet de se différencier. Ce faisant, l’étude de marché peut aider à donner davantage de sécurité décisionnelle à l’industrie de l’article de marque.

 

Comment la Confédération et les producteurs peuvent-ils convaincre les consommatrices et consommateurs que certaines mesures ont une influence positive sur le bilan climatique ?

Afin d’atteindre les objectifs à moyen et long termes, il est important de tabler sur la communication positive et de fractionner le grand objectif sociétal en de nombreux petits objectifs partiels. Cela permet aussi de mettre en relief et célébrer ces derniers, par exemple en montrant tout ce qui a été atteint l’année précédente en Suisse, mais aussi au sein d’un canton ou d’une commune, grâce aux efforts communs fournis. La population suisse est fière de la capacité d’innovation de son pays, aussi en matière de nouveaux projets de construction tels que le tunnel du Gothard, dont les objectifs portent sur le très long terme. Le tour de force technique peut être mis en lumière sous l’aspect durabilité également, et créer un lien avec le thème de l’économie, parallèlement à l’aspect émotionnel (fierté par rapport à son propre pays et à ses propres résultats). Outre les projets de grande envergure et les entreprises, il est important de rejoindre chaque individu là où il se trouve et de l’aider à faire de bons choix, par exemple au moyen d’une transparence accrue (le choix A présente tel ou tel avantage, la fabrication du produit X a nécessité moins d’énergie que celle du produit Y, etc.).

 

Sous PDF, vous trouverez un résumé des résultats.

Coca-Cola Suisse passe au 100 % rPET

Début mai, Coca-Cola Suisse a adopté le plastique recyclé à 100 % (rPET) pour toutes les bouteilles fabriquées dans le pays. Afin de clore les cycles des matières et d’éviter le downcycling (ou décyclage), l’entreprise a réalisé des investissements importants. Le passage au plastique 100 % recyclé s’inscrit dans le cadre du concept global « un monde sans déchets », par lequel Coca-Cola s’est fixé pour objectif de reprendre une bouteille pour chaque nouvelle unité vendue. Parallèlement à l’introduction du 100 % rPET, deux nouveaux conditionnements ont vu le jour : la bouteille de 0,5 l et celle de 0,9 l.

 Avec le lancement des bouteilles fabriquées en plastique 100 % recyclé, Coca-Cola Suisse avance d’un grand pas vers l’économie circulaire totale. Cette conversion permet d’économiser chaque année près de 3300 tonnes de PET neuf en Suisse. En outre, le bilan écologique du plus gros fabricant suisse de boissons bénéficie ainsi d’un impact extrêmement positif. En comparaison avec le PET neuf, la production de bouteilles en plastique recyclé consomme deux fois moins d’énergie et produit jusqu’à quatre fois moins d’émissions de CO2. Les Suisses sont les champions du monde incontestés en matière de PET recyclé. Plus de 83 % des bouteilles en plastique usagées sont collectés dans les centres de tri. Le lancement du PET 100 % recyclé rapproche les fabricants des consommateurs et consommatrices. « Main dans la main, nous contribuons à protéger l’environnement », déclare Vincent Rameau, Directeur Général de Coca-Cola Suisse.

 

 

L’idée maîtresse : un monde sans déchets

Ce changement s’accompagne d’investissements massifs et de grands défis techniques. Afin de clore le cycle des matières et d’éviter le downcycling, des analyses et des tests longs et couteux ont dû être menés. Ensuite, il a fallu adapter l’usinage des ébauches et le réglage des presses. Vincent Rameau ajoute : « En collaboration avec notre partenaire d’embouteillage, nous mettons l’accent sur le cycle de vie global du conditionnement, du design et de la fabrication, jusqu’au recyclage et à la valorisation. Nous investissons avec la même volonté dans le développement de nouvelles technologies ». Cela correspond parfaitement au concept présenté en 2018 par Coca-Cola : « un monde sans déchets ». Pour chaque bouteille ou canette achetée, l’entreprise prévoit ainsi de récupérer et recycler la même quantité dans le monde entier d’ici 2030. En Europe, cet objectif devrait être atteint en 2025 déjà. D’après Vincent Rameau, l’entreprise est sur la bonne voie.

 

Nouvelles tailles de bouteille

Les bouteilles en plastiques 100 % recyclé ont été lancées en mai dernier pour toutes les boissons produites en Suisse, notamment Coca-Cola, Coca-Cola Zero, Fanta, Sprite ou encore MezzoMix. Parallèlement, le fabricant a développé de nouveaux conditionnements. Ainsi, des bouteilles de 0,5 l et 0,9 l en PET recyclé ont vu le jour début mai.

 

 

À propos de Coca-Cola

Coca-Cola Suisse est implantée en Suisse depuis 1936. L’entreprise produit pour le marché intérieur et emploie quelque 700 personnes. Coca-Cola Suisse génère une valeur ajoutée de CHF 2.– pour chaque litre de boisson produit sur site. 95 % des ingrédients proviennent de fournisseurs suisses, généralement des partenaires régionaux. En outre, pour chaque emploi direct, Coca-Cola crée huit emplois indirects en Suisse : on compte ainsi 5400 postes dans la restauration, 1000 dans le commerce de détail, 300 en production, 200 dans l’agriculture, 200 dans la logistique et près de 2100 dans d’autres secteurs.

Un emballage durable sans plastique et un nouveau logo

À l’occasion de son 145e anniversaire, l’entreprise familiale italienne à la renommée internationale présente son nouveau logo. Barilla supprime par ailleurs la fenêtre en plastique de ses emballages bleus emblématiques Barilla Blue Box, qui arborent désormais un nouveau design.

L’année 2022 marque le 145e anniversaire de l’entreprise Barilla. Une année riche en nouveautés, fruits d’un héritage qui, depuis 1877, a toujours été étroitement lié à l’histoire italienne et a su suivre l’évolution des hommes, des époques et de la société pour accompagner la marque dans l’avenir. Cet anniversaire est l’occasion pour Barilla de faire évoluer son identité de marque, qui repose sur le message «Un signe d’amour» et met l’accent sur le pouvoir émotionnel des pâtes. Pour la première fois depuis 25 ans, Barilla lance ainsi un nouveau logo ainsi qu’un nouvel emballage, en signe d’amour pour la planète.

 

                          

 

Un emballage sans fenêtre en plastique

Barilla a été l’une des premières marques de produits alimentaires à utiliser des boîtes en carton en guise d’emballage. Barilla supprime désormais la fenêtre en plastique de tous ses produits standard Barilla Pasta, ce qui devrait lui permettre d’économiser environ 126’000 kg de plastique par an, d’ici la fin de l’année 2022. Le nouvel emballage est entièrement recyclable et est fabriqué à partir de papier
provenant de forêts gérées de manière durable.

 

Gianluca Di Tondo, directeur marketing monde chez Barilla: «Cette nouvelle identité visuelle et cet engagement durable rapprochent la marque Barilla de la vision que nous avons pour l’avenir: les pâtes comme signe d’amour non seulement pour les hommes, mais aussi pour la planète. Une vision que l’on peut atteindre grâce à de petits changements quotidiens. Nous célébrons nos 145 ans d’existence et en profitons pour nous adapter aux enjeux de notre époque en suivant l’évolution de la société».

 

Le nouveau logo: un rouge intense, inclusif et qui se concentre sur l’essentiel

Le logo Barilla est toujours rouge et ovale, mais plus moderne dans les détails: le nouvel ovale perd sa composante blanche, qui était la référence historique aux pâtes aux oeufs, reflétant ainsi de façon plus exhaustive et inclusive la diversité des produits proposés. L’entreprise a opté pour un rouge plus intense: cette couleur exprime l’amour de Barilla pour les pâtes et se marie parfaitement au nouveau bleu Barilla. La typographie a également été modifiée dans un souci de renouvellement. Cela confère à la nouvelle mouture un caractère à la fois plus affirmé, plus robuste et durable. Le nouveau logo rend par ailleurs hommage à l’héritage de la marque, qui fait une partie intégrante de l’histoire italienne. Il symbolise un «signe d’amour» riche en traditions qui se transmet par l’intermédiaire d’un plat. La mention de l’année de création, 1877, combinée au symbole de la marque, renforce quant à elle l’authenticité de celleci.

 

À propos de Barilla

L’entreprise a été fondée en 1877 par Pietro Barilla, à Parme, en Italie. Avec son offre de pâtes et de sauces, l’entreprise familiale, dirigée actuellement par la 4e génération de la famille Barilla, est la première marque de pâtes à l’italienne dans plus de 100 pays. De la boîte bleue emblématique, célébrée et appréciée de Federico Fellini en personne, aux innovations incessantes – formes de pâtes créatives de la gamme Collezione, pâtes au blé complet tendance, gamme de pâtes sans gluten au goût traditionnel, pesto populaire aux multiples saveurs, nouvelles sauces Vero Gusto sans conservateur et sans sucre ajouté –, Barilla s’est toujours efforcée de transmettre la vraie signification d’un plat de pâtes: un signe d’amour. Barilla fait partie du groupe Barilla, qui fabrique des pâtes, des sauces et des biscuits sous 20 marques différentes sur 30 sites de production (15 en Italie et 15 dans le reste du monde).

 

Nous serons toujours aussi dynamiques

Promarca s’est entretenue avec Melanie Stebler, Plant-based Marketing Manager chez Nestlé Suisse, sur les particularités de Garden Gourmet et le développement de la marque (voir PDF).

 

 

Les faits et chiffres : Rétrospective 2021

L’innovation

Les fabricants d’articles de marque établissent des standards en matière d’innovation et de compétence produit, qui servent de référence à la concurrence. En 2021, les membres de Promarca ont lancé 7 244 nouveaux produits de marque en Suisse et ils exploitent au total 2 083 marques actives. La même année, ils ont enregistré 360 nouvelles marques et déposé 10 nouveaux brevets.

 

Emplois

Les entreprises d’articles de marque créent et préservent des emplois, investissant dans des sites de production, la communication, la promotion des ventes et d’autres services. En tenant compte des entités internationales dotées d’un siège en Suisse, l’industrie de l’article de marque génère un peu plus de 28 000 emplois. Elle constitue ainsi un important moteur de la concurrence et un pilier de l’économie.

 

Investissements

Les fabricants d’articles de marque créent non seulement des emplois et exploitent des sites, mais s’engagent également dans la recherche et le développement et ils investissent daans le marketing et la vente et encouragent la formation initiale et continue de leurs collaborateurs. En 2021, les membres de Promarca ont investi plus de CHF 640 millions dans la place économique suisse.

 

Tradition

Innovation, qualité supérieure, fiabilité, vecteur d’émotions : avant de devenir une marque, un produit doit convaincre les consommatrices et les consommateurs. Cette réussite requiert des dizaines d’années de performance exceptionnelle des fabricants qui, en Suisse, se targuent souvent d’une histoire riche et longue.

 

Engagement

Les entreprises de marque soutiennent des organisations d’aide suisses et internationales. Elles font des dons à la Croix-Rouge suisse, à la Ligue contre le cancer ou encore à Pro Juventute, offrent des produits à Table couvre-toi ou à Table Suisse et permettent à des événements sportifs et culturels de voir le jour à travers le pays grâce à leurs contributions de sponsoring. Les membres de Promarca s’impliquent également dans des projets relatifs aux déchets alimentaires ou en « Clean-up-Day ».

Spécial «Marques & numérisation»

Dans son hors-série «Marques» (en collaboration avec Promarca; l’Union suisse de l’article de marque), la «Handelszeitung» présente la manière dont les fabricants d’articles de marque abordent le thème de la numérisation et par quelles actions et innovations ils réorientent leurs processus commerciaux.
Des faits et des chiffres, ainsi que des reportages et des comptes rendus, expliquent également l’importance économique de la branche et les défis actuels de la politique et des affaires. Pour finir, le supplément se consacre aux lauréats du prix annuel «Promarca Brand of the Year» avec des interviews et des portraits.

 

 

Rédacteur en chef : Florian Fels, Handelszeitung

Le Markenspecial est né d’une coopération entre Handelszeitung et Promarca.

14 Fragen an Arnold Furtwaengler

Wer kennt sie nicht: die Marken Ovomaltine, Caotina, Isostar oder Twinings. Fulminante Markenentwicklungen. Sie kommen aus dem Hause Wander. Arnold Furtwaengler leitet die Geschicke seit 25 Jahren. Was treibt ihn und sein Team an? «The secret behind» und warum der Ovomaltine-Brotaufstrich auch in Indonesien heiss begehrt ist.

Arnold Furtwaengler, CEO Wander AG, im Gespräch mit Thomas Breitinger. Das Interview ist unter PDF abrufbar.

Dieser Beitrag ist durch eine  Kooperation zwischen PROMARCATM  und dem Magazin persönlich entstanden.

Stellungnahme zur Teilrevision des Bundesgesetzes über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen

Promarca stellt fest, dass der Vorentwurf zentrale Punkte enthält, die bereits im Rahmen der letzten Revision aufgenommen und kaum umstritten waren. Dies erachten wir als positiv.

Es folgen unsere Anmerkungen zu den vorgeschlagenen Änderungen:

1. Revision von Artikel 5 KG
Im Gaba Urteil hat das Bundesgericht bestätigt, dass eine vertikale Abrede über einen absoluten Gebietsschutz und Preisfestsetzungen zweiter Hand im Sinne von Art. 5 Abs. 4 KG bei Widerlegung der Vermutung der Beseitigung des wirksamen Wettbewerbs grundsätzlich erheblich und damit unzulässig sind, sofern die Unternehmen den Nachweis wirtschaftlicher Effizienz nicht erbringen können.

Die Schweizer Bundesverfassung (BV) sieht in Artikel 96 vor, dass Massnahmen gegen Kartelle und andere Wettbewerbsverstösse nur bei gegebener volkswirtschaftlicher Schädlichkeit möglich sind. Eine Prüfung, ob die Auswirkungen einer Wettbewerbsbeschränkung volkswirtschaftlich oder sozial schädlich sind – was im Einzelfall festgestellt werden muss –, ist somit unabdingbar. Die Markenartikelindustrie unterstützt die Anpassung des Art. 5 dahingehend, dass bei der materiellen Prüfung von Wettbewerbsabreden immer sowohl qualitative als auch quantitative Kriterien zu berücksichtigen sind und so eine Gesamtbeurteilung aller Elemente erfolgt.

2. Zusammenschlusskontrolle
2.1 Wechsel zum SIEC-Test
Die Fusionskontrolle ist ihrem Wesen nach eine Strukturkontrolle: Sie soll präventiv wirken und künftige Wettbewerbsbeschränkungen verhindern. Die heutige schweizerische Fusionskontrolle ist jedoch kaum geeignet, dieses Ziel zu erreichen, da sie den wettbewerblichen Auswirkungen von Fusionen zu wenig Rechnung trägt. Die Wettbewerbskommission kann heute einen Zusammenschluss erst untersagen, wenn der Zusammenschluss eine marktbeherrschende Stellung, durch die wirksamer Wettbewerb beseitigt werden kann, begründet oder verstärkt und keine Verbesserung der Wettbewerbsverhältnisse in einem anderen Markt bewirkt. Mit der Einführung des SIEC-Tests wird nicht nur eine Angleichung der Rechtslage am europäischen Kartellrecht erreicht, es ergibt sich auch eine tiefere Eingriffsschwelle. Die Markenartikelindustrie erinnert sich an die Übernahmen Migros/Denner und Coop/Carrefour, die beide, trotz der in beiden Fällen offensichtlich entstehenden wettbewerbsschädlichen Marktmachtpositionen, mit Auflagen zugelassen wurden. Die Mitglieder von Promarca stellen vermehrt fest, dass ihre wichtigsten Kunden – auch wenn sie anders heissen – immer denselben Genossenschaften angehören und sie als Lieferanten praktisch keine Ausweichmöglichkeiten haben, wenn sie ihre Produkte flächendeckend auf dem Schweizer Markt verkaufen wollen. Die Einführung des SIEC-Tests bietet der Wettbewerbskommission mehr Möglichkeiten, eine Fusion zu untersagen. Die Markenartikelindustrie erachtet darum die Einführung des SIEC-Tests als sinnvoll, weil sie davon ausgeht, dass weitere fusionsbedingte Konzentrationen – z.B. wie diejenige im Lebensmittel-Detailhandel – in Zukunft verhindert werden können.

2.2 Erleichterung Meldepflicht bei internationalen Zusammenschlüssen
Die Meldepflicht bei internationalen Zusammenschlüssen, die auch von der Europäischen Kommission beurteilt werden, soll unter bestimmten Voraussetzungen entfallen. So werden Unternehmen grundsätzlich von einer Doppelmeldung bei der Wettbewerbskommission und bei der EU-Kommission befreit. Die Markenartikelindustrie erachtet diesen Schritt als sinnvoll, trotz der bereits heute bestehenden Möglichkeit von erleichterten Meldungen. Es würde auf jeden Fall die Meldepflicht für Fusionen, die EWR-weite Märkte betreffen, effizienter gestalten. Es besteht aber ein Risiko, dass die Schweiz bei einem Zusammenschlussvorhaben von der Europäischen Kommission, das potenziell verstärkte Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Schweiz hat, gänzlich ausgeschaltet wird. Es muss darum die Möglichkeit bestehen bleiben, dass die Schweiz ihre Zuständigkeit in einzelnen Fällen wieder beantragen kann. In der EU-Fusionskontrollverordnung (VO Nr. 139/2004 vom 20.1.2004 über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen) sind ebenfalls Möglichkeiten zur Verweisung der Prüfungszuständigkeit an die Behörden der
Mitgliedstaaten vorgesehen. Es gibt keinen Grund, warum die Schweiz sich diesbezüglich schlechter stellen sollte als ein europäischer Mitgliedstaat. Der Artikel wäre in diesem Sinne zu vervollständigen.

3. Stärkung des Kartellzivilrechts
Mit dieser Änderung soll eine Ausweitung der Aktivlegitimation auf Konsumenten und juristische Personen des öffentlichen Rechts angestrebt werden. Die Markenartikelindustrie hatte sich bereits anlässlich der letzten Kartellrechtsrevision grundsätzlich für eine Ausweitung ausgesprochen, aber darauf hingewiesen, dass Auswüchse wie im amerikanischen Recht zu verhindern und eine Koordination mit dem EU-Kartellzivilrecht anzustreben ist. Die Gestaltung der Modalitäten sollte somit im Einklang mit der laufenden Reform der Zivilprozessordnung erfolgen.

4. Verbesserung des Widerspruchsverfahrens
Gemäss Artikel 49 Abs. 3 Bst. A KG kann ein Unternehmen geplante Verhaltensweisen, die als unzulässige Wettbewerbsbeschränkungen eingestuft werden könnten, der WEKO im Rahmen des Widerspruchsverfahrens melden. So entfällt eine Verwaltungsaktion, wenn nicht innert fünf Monaten ein Verfahren gegen das Unternehmen eröffnet wird. Mit den vorgeschlagenen Änderungen steigt der Anreiz für Unternehmen, vom Widerspruchsverfahren Gebrauch zu machen. Ausserdem sinkt das Sanktionsrisiko für Unternehmen, weil diese erst ab Eröffnung einer formellen Untersuchung ausgesprochen werden können. Die Markenartikelindustrie unterstützt die vorgeschlagenen Änderungen und es ist davon auszugehen, dass sie vermehrt vom Widerspruchsverfahren Gebrauch machen werden.

5. Kürzere Ordnungsfristen bei Verwaltungsverfahren
Die Einführung von Ordnungsfristen hat zum Ziel, dass von der Eröffnung der Untersuchung bis zum Vorliegen eines rechtskräftigen letztinstanzlichen Entscheids höchstens fünf Jahre vergehen dürfen. Grundsätzlich kann niemand etwas dagegen haben, wenn die Verfahren beschleunigt werden. Es stellt sich aber die Frage, ob formelle Ordnungsfristen das richtige Mittel sind, vor allem auch, weil Verfahren häufig aufwendig und komplex sind und die Qualität der Entscheide nicht darunter leiden darf. Zu beachten ist ausserdem, dass es in Europa keine vergleichbaren Ordnungsfristen gibt, welche die Länge eines Verfahrens begrenzen.

6. Einführung Parteientschädigung
Die vorgesehene Einführung einer Parteientschädigung für Unternehmen, die von einer Untersuchung betroffen sind, die eingestellt bzw. deren Entscheid aufgehoben wurde, wird von der Markenartikelindustrie unterstützt.

Zum Schluss möchten wir darauf hinweisen, dass die Markenartikelindustrie die Vorlage im Grossen und Ganzen als gelungen beurteilt. Einzig das Thema Compliance Defense hätte aus ihrer Sicht noch seine Berechtigung gehabt. Auch wenn es jedem Unternehmen obliegt sich gesetzeskonform zu verhalten, kann bestätigt werden, dass im Unterschied zu anderen Rechtsgebieten das Kartellrecht ein besonderes Bewusstsein bei den operativ tätigen Unternehmensvertretern erfordert. Die Möglichkeit einer Sanktionsreduktion hätte einen zusätzlichen
Anreiz geschaffen, hochwertige Compliance Massnahmen durchzuführen, was schlussendlich der Durchsetzung des Kartellrechts nur dienen würde.

Das ist Promarca – die engagierte Stimme der Marken

Eine Geschäftsstelle, drei Frauen und 104 Mitglieder. Gemeinsam engagieren sie sich mit Freude und Ausdauer für die Markenartikelindustrie.

Dies ist Programm: Promarca – die engagierte Stimme der Marken. «persönlich» im Gespräch mit Anastasia Li-Treyer (Geschäftsführerin Promarca), Béatrice Siffert (Office Manager) und Laura Calendo (Wissenschaftliche Mitarbeiterin).

Das Gespräch führte Chefredaktor Matthias Ackeret vom Magazin «persönlich». Das Interview finden Sie unter PDF.